CSRD und ESRS 1: Neue Herausforderungen und Chancen für nachhaltige Unternehmensberichte

von Vanessa Förster

Dieses und nächstes Jahr stehen Unternehmen erstmals vor der Herausforderung, einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu erstellen. Gleichzeitig bietet das die Chance, die unternehmerischen Nachhaltigkeitspraktiken zu verbessern und transparenter zu machen. In diesem Blogbeitrag geben wir einen Überblick über die Anforderungen, insbesondere des ESRS 1, und zeigen, wie Unternehmen diese effektiv umsetzen können.

ESRS: Einheitliche Standards für glaubwürdige und transparente Nachhaltigkeitsberichte

Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sind ein wichtiger Bestandteil der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union. Diese Standards bieten eine gemeinsame Basis für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ihr Ziel ist es, dass Investor:innen und andere Interessengruppen klare und vergleichbare Informationen über die Umwelt- und Sozialauswirkungen von Unternehmen erhalten. Darüber hinaus helfen die ESRS dabei, die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit von Nachhaltigkeitsberichten zu verbessern und das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften zu fördern.

Von Umwelt bis Unternehmensethik: Die umfassenden Themenbereiche der ESRS im Überblick

Die ESRS sind Richtlinien, die eine Vielzahl von Themen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Governance) abdecken. Diese Kategorien sind in spezifische Standards gegliedert, die jeweils verschiedene Kriterien für die Berichterstattung vorgeben:

Cross-Cutting-Standards:

  • ESRS 1 setzt die allgemeinen Anforderungen für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten und definiert den Rahmen für die Berichterstattung nach CSRD.
  • ESRS 2 umfasst spezifische Offenlegungsanforderungen, die jedes Unternehmen, das den CSRD-Richtlinien unterliegt, erfüllen muss.

Umwelt:

  • ESRS E1 fokussiert sich auf den Klimawandel mit 9 Kriterien
  • ESRS E2 behandelt die Umweltverschmutzung mit 6 Kriterien
  • ESRS E3 konzentriert sich auf Wasser- und Meeresressourcen mit ebenfalls 6 Kriterien
  • ESRS E4 umfasst Biodiversität und Ökosysteme mit 6 Kriterien
  • ESRS E5 bezieht sich auf die Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft mit 6 Kriterien

Soziales:

  • ESRS S1 betrifft die eigenen Arbeitskräfte eines Unternehmens und umfasst 17 Kriterien
  • ESRS S2 fokussiert sich auf Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette mit 5 Kriterien
  • ESRS S3 konzentriert sich auf betroffene Gemeinschaften mit 5 Kriterien
  • ESRS S4 bezieht sich auf Verbraucher und Endverbraucher ebenfalls mit 5 Kriterien

Governance:

  • ESRS G1 deckt die Unternehmensführung ab und enthält 6 Kriterien, die sich auf die Governance-Strukturen und -Prozesse eines Unternehmens beziehen

Tiefgreifender Einblick in den ESRS S1: Was Unternehmen wissen müssen

Der ESRS S1 ist mit 17 Kriterien der detailreichste Standard innerhalb der ESRS. Sein Hauptziel ist es, eine umfassende und transparente Berichterstattung über alle wichtigen Arbeitspraktiken eines Unternehmens zu ermöglichen. Die spezifischen Bereich über die Unternehmen berichten müssen, sind:

Beschäftigungsbedingungen: Unternehmen sind verpflichtet, detailliert über ihre Arbeitsbedingungen zu berichten, einschließlich der Details zu Arbeitsverträgen, Arbeitszeiten und anderen Regelungen, die die Arbeitsbeziehungen betreffen.

Gesundheit und Sicherheit: Es müssen Informationen zu den Maßnahmen bereitgestellt werden, die die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleisten. Dazu gehören präventive Maßnahmen sowie statistische Daten über arbeitsbedingte Unfälle und Berufskrankheiten.

Training und Bildung: Unternehmen sollen ihre Ansätze zur Bildung und Entwicklung der Mitarbeiter darlegen, einschließlich der Investitionen in Weiterbildungen und der Bewertung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen.

Vielfalt und Inklusion: Es ist erforderlich, die Richtlinien und Leistungen im Bereich Vielfalt und Inklusion offenzulegen, inklusive statistischer Daten zur Zusammensetzung der Belegschaft nach Geschlecht, Alter, ethnischer Zugehörigkeit und weiteren relevanten Merkmalen.

Mitarbeiterengagement und -zufriedenheit: Unternehmen müssen Details zu Mitarbeiterzufriedenheitsumfragen und anderen Engagement-Initiativen bereitstellen, einschließlich der daraus resultierenden Maßnahmen.

Lohn und Vergütung: Berichte über Vergütungsstrukturen und -politiken sind erforderlich, einschließlich Informationen zu Gehaltsunterschieden und der Lohngerechtigkeit innerhalb des Unternehmens.

CSRD-Berichterstattung: Ein Leitfaden für Unternehmen zur effektiven Umsetzung

Um den Anforderungen der CSRD zu entsprechen, müssen Unternehmen viele Daten zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien sammeln. Diese Daten stammen sowohl aus internen Quellen wie Betriebsstatistiken und Personalabteilungen als auch aus externen Quellen wie Lieferantenbewertungen oder Marktstudien.

Für eine effektive Sammlung und Verwaltung dieser Daten sollten entsprechende IT-Systeme eingesetzt werden. Diese sollten die Daten sammeln, analysieren und zusammenfassen.

Nach der Datensammlung müssen die Informationen analysiert werden. Das hilft, um ein klares Bild von den Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten auf die Umwelt und Gesellschaft zu bekommen. Außerdem trägt die Analyse dazu bei, den aktuellen Zustand zu erfassen und mögliche Verbesserungsmaßnahmen zu identifizieren.

Basierend auf diesen Analysen erstellen Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht, der den CSRD-Vorgaben entspricht. Dieser Bericht sollte klar, transparent und verständlich sein, um den Bedürfnissen verschiedener Stakeholder gerecht zu werden.

Der fertige Bericht wird von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft, um die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen und die Richtigkeit der Informationen zu bestätigen.

Nach der Prüfung wird der Bericht veröffentlicht. Es ist wichtig, dass Unternehmen eine effektive Kommunikationsstrategie verfolgen, sodass Investor:innen, Kund:innen, Mitarbeiter:innen und die Öffentlichkeit von den Ergebnissen erfahren.

Um den fortlaufenden Anforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen den Prozess ständig überwachen und nach jeder Berichtsperiode anpassen. Dies beinhaltet die Verbesserung der Datenerhebungsverfahren und die Anpassung der zugrunde liegenden Nachhaltigkeitsstrategien.

HR im Fokus: Neue Verantwortung durch ESRS

Die Personalabteilung spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der CSRD-Anforderungen, besonders wenn es um die soziale Nachhaltigkeit geht. Sie ist dafür verantwortlich, sicherzustellen, dass die Arbeitspraktiken des Unternehmens nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern auch die Nachhaltigkeitsziele unterstützen und fördern. Zu den Hauptaufgaben gehört die Entwicklung und Überwachung von Richtlinien, die faire Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung, Diversität und Inklusion fördern. Zudem muss die Personalabteilung relevante Daten sammeln und aufbereiten, die in den Nachhaltigkeitsbericht einfließen.

Fazit:

Ein tiefgehendes Verständnis der ESRS-Standards sowie eine durchdachte Umsetzungsstrategie sind entscheidend, um die Anforderungen der CSRD erfolgreich zu bewältigen. Obwohl die Richtlinien neue Herausforderungen für Unternehmen mit sich bringen, bieten sie gleichzeitig die Chance, die eigenen Nachhaltigkeitspraktiken zu verbessern und transparenter zu gestalten. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen der Investor:innen, sondern ermöglicht auch einen positiven Beitrag zu Gesellschaft und Umwelt.

Am 30.04.2024 fand ein Webinar zum Thema CSRD mit besonderem Fokus auf die Anforderungen für HR und Personalverantwortliche statt. Die Expertinnen in diesem Webinar waren Mia Angelov und Jennifer Conder von der Nachhaltigkeitsagentur Agentur2020. Für weitere praxisnahe Tipps könnt ihr euch die Videoaufnahme des Webinars ansehen.

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